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Bad Salzuflen
Wie Leo Löwe zu seinen ersten Buchstaben kommt...
Schwächen vorbeugen durch systematisierte frühe Förderung und Früherkennung von Entwicklungsverzögerungen
Jeden Tag neu ist es soweit im Stuhlkreis in den städtischen Kindertageseinrichtungen Bad Salzuflens. Es wird nach Geräuschen gelauscht, nach Silben geklatscht, es werden gemeinsam Reime gesprochen usw. Und auch die Kleinsten machen mit nicht endenwollender Begeisterung im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit. Es stört sie dabei ganz offensichtlich überhaupt nicht, dass die Größeren es entwicklungsbedingt sehr viel besser können (müssen) und ihnen einiges überhaupt noch nicht gelingt.
Grundlage sind die Übungen und der Aufbau des Würzburger Trainingsprogramms ?Hören, Lauschen, Lernen ?. mit Spielen und Übungen zu sechs verschiedenen Bereichen der Hörwahrnehmung und Hörverarbeitung. Als korrigierende Intensivförderung in Kleingruppen bei festgestellten Schwächen im Vorschulalter dauert dieses Programm 20 Wochen und umfasst täglich ca. 15 Minuten.
Die Psychologinnen der Familien- und Schulberatungsstelle der Stadt gehen davon aus, dass mit der eingangs beschriebenen täglichen systematischen Anwendung im Gruppengeschehen sich die Anzahl der Kinder, die im letzten Kindergartenjahr noch dieser Kleingruppen-Intensivförderung bedürfen, drastisch verringern wird. ?Vorbeugen ist in jedem Fall besser als heilen? betont die Leiterin der Familien- und Schulberatungsstelle, Frau Wichmann-Lause. Und verweist in diesem Zusammenhang u.a. auf den in den letzten 20 Jahren gestiegenen Anteil an Kindern mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche. In den meisten Fällen ist sie durch Entwicklungsverzögerungen in der visuellen und der auditiven Wahrnehmung verursacht. Aber auch motorische Beein- trächtigen können mit eine Rolle spielen.
Je frühzeitiger sie erkannt werden, desto wirkungsvoller lässt sich bereits vor einer Verfestigung zu Störungen etwas dagegen tun.
Alle pädagogischen Mitarbeiterinnen der städtischen Kindertageseinrichtungen sind nach einer intensiven Schulung durch die Psychologinnen der Familien- und Schulberatungsstelle in 2003/ 2004 befähigt, dieses Programm anzuwenden. Im Rahmen der Schulung erarbeiteten sie sich auch die Voraussetzungen für die Anwendung eines standardisierten diagnostischen Beobachtungsverfahrens für Erzieherinnen, den Diagnostischen Einschätzskalen (DES/ K.H. Barth ).
Dieses Verfahren gibt einen umfassenden Überblick über die Stärken, Normalleistungen und Verzögerungen/Beeinträchtigungen in allen Entwicklungsbereichen, die für ein Gelingen des späteren schulischen Bildungsweges bedeutsam sind.
Auch bei den Aufgaben der DES sind die Kinder mit Begeisterung und Ernsthaftigkeit bei der Sache. Das wird laut Frau Runte, Leiterin der Kindertagesstätte Waldstrasse, dadurch unterstützt, dass das screening von ihren GruppenbetreuerInnen durchgeführt wird und nicht von ihnen weniger vertrauten ?SpezialistInnen?. Darüberhinaus trägt die fortlaufende Integration der Durchführung in die Gruppenabläufe dazu bei, dass keine Fremdheit der Situation entsteht. Und nicht zuletzt werden sie durch die hohe Motivation der MitarbeiterInnen motiviert, denen die Ergebnisse der DES die Möglichkeit zu einer kontinuierlichen standardisierten Entwicklungsdiagnostik geben. Diese sind dann Basis für ihre systematische Planung individueller Entwicklungsförderung in der KiTa. Sie sind auch fundierte Grundlage für eine kontinuierliche be- gleitende Elternberatung, und lassen u.a. eine frühzeitigere Orientierung darüber zu, wann weitere Fachdienste, wie Beratungsstellen, Kinderärzte, neuropädiatrische Zentren, zur genaueren diagnostischen Klärung von etwaigen Entwicklungsauffälligkeiten eingeschaltet werden sollten.
Im Kontext von Zusammenarbeit mit Schule sind die Ergebnisse der DES Grundlage zur Klärung der Frage der Schulfähigkeit und zur gesicherten Feststellung des schulischen Förderbedarfes. Dabei geht es nicht um Prognosen von Erfolg oder Versagen, sondern um Erkennen der Faktoren /Prozesse, die die weitere Entwicklung eines Kindes behindern oder verzögern. Mit dieser Kenntnis und der damit möglichen Kontinuität individueller Förderung wird Kindern der Einstieg in schulisches Lernen erleichtert.
Die intensive Schulung aller MitarbeiterInnen durch die Familien- und Schulberatungsstelle ist laut Herrn Welslau, Jugendamtsleiter der Stadt Bad Salzuflen, eine qualitative Verbesserung der Früherkennung und -förderung, und damit ein wesentlicher Baustein in der fachlichen Qualitätsweiterentwicklung der städtischen Kindertageseinrichtungen. Mit der Integration von Entwicklungsdiagnostik und Trainingsprogramm in die täglichen Abläufe wird die ganzheitliche und prozesshafte Entwicklungsförderung in den städtischen Kindertageseinrichtungen weiterentwickelt und ist im Kontext von Bildungsdokumentation und Schulfähigkeitsprofil ein eigener zukunftsweisender fachlicher Weg. Ausführliche Informationen dazu sind in einer Broschüre enthalten, die im Frühjahr 2006 erscheinen wird.
Die Bilder zeigen links Frau Wichmann Lause und rechts Frau Runte wie sie mit einigen Kindern die Übungen durchführen. (red)
eingetragen: 03.08.2005 - 13:40 Uhr
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