Überregional

Keine teuren Pillen schlucken
Tipps zum Medikamentenkauf

Die Gesundheitsreform hält für Patienten manch bittere Pille bereit: Zahlreiche Medikamente gibt?s nicht mehr auf Rezept und müssen aus eigener Tasche bezahlt werden. Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln werden Kranke stärker zur Kasse gebeten. Im Gegenzug sollen die Apotheken mit besserem Service um die Gunst ihrer Kunden buhlen und ihnen nicht jedes Mittel andrehen. Versandapotheken im Internet heizen den Wettbewerb mit Sonderverkäufen und Preisvorteilen zusätzlich an. ?Viele Patienten wissen jedoch die veränderten Spielregeln am Markt nicht für sich zu nutzen, sondern bezahlen brav den verlangten Preis für ein empfohlenes Präparat?, kritisiert die Verbraucherzentrale NRW. Dabei können Patienten bei ihren Arzneimittelausgaben einige Euro sparen, wenn sie folgende Hinweise beachten:
- Preisvergleich bei rezeptfreien Medikamenten zahlt sich aus: Die Festpreise für freiverkäufliche Medikamente sind aufgehoben. Deshalb kann es sich bei rezeptfreien Schnupfensprays, Halstabletten oder Schmerzmitteln lohnen, die Angebote mehrerer Apotheken zu vergleichen oder beim Apotheker nach einem Preisnachlass zu fragen.
- Weniger Arzneikosten mit Generika und Re-Importen: Um gesund zu werden, kommt?s nicht immer auf ein bestimmtes Präparat, sondern auf die Wirkstoff-Kombination eines Mittels an. Bei rezeptpflichtigen und nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten sollten Patienten deshalb nach günstigeren Nachahmer-Präparaten fragen. Diese ?Generika? enthalten die gleichen Wirkstoffe wie die Original-Präparate. Allerdings werden die Mittel unter anderem Namen und in anderer Verpackung angeboten. Möglicherweise unterscheiden sich auch Form und Farbe der Pillen sowie deren Konservierungs- und Geschmacksstoffe. Patienten, die auf bestimmte Inhaltsstoffe allergisch reagieren, müssen bei der Arzneimittelwahl solche Faktoren beachten. Apotheken bieten diese Ersatzmittel meist günstiger an, sodass ein Preisvergleich lohnt. Sparen können Kunden auch beim Kauf von Import-Arzneimitteln. Diese Medikamente werden in Deutschland hergestellt und ins Ausland exportiert, um anschließend wieder als preiswertere Mittel in die Bundesrepublik reimportiert zu werden.
- aut-idem-Regelung senkt Zusatzkosten bei rezeptpflichtigen Medikamenten: Der Arzt verschreibt hier nicht mehr ein bestimmtes Medikament, sondern verordnet nur noch Wirkstoff, Dosierung und Darreichungsform. Der Apotheker wählt dann aus einer Gruppe von wirkstoff-gleichen Medikamenten das preisgünstigste aus. Patienten können so bis zu fünf Euro pro Medikament an Zuzahlung sparen. Wenn der Arzt die Abgabe eines anderen Medikaments jedoch ausdrücklich untersagt, ist der Apotheker an diese Vorgabe gebunden. Patienten sollten den Arzt bei der Ausstellung eines Rezepts nach der aut-idem-Regelung fragen.
- Sparen mit der Internetapotheke: Sonderkonditionen bis zu 30 Prozent - zum Beispiel bei hohen Bestellmengen - sind vor allem für chronisch Kranke interessant, die regelmäßig dieselben Präparate, aber keine Beratung durch den Apotheker benötigen. Mengenrabatte sollten jedoch nicht dazu verleiten, mehr Arzneimittel als nötig zu ordern. Rezeptpflichtige Medikamente können auch bei ausländischen Internet-Apotheken bestellt werden. Patienten sollten sich jedoch vorher bestätigen lassen, dass ihre Krankenkasse die Kosten erstattet. Um Ärger bei Lieferung und Mängeln zu vermeiden, ist es sinnvoll, Pillen, Salben und Tinkturen nur bei Online-Apotheken zu bestellen, die Adresse, Telefonnummer und all-gemeine Geschäftsbedingungen im Internet preisgeben. Hohe Versandkosten können eine Ersparnis beim Internethandel allerdings wieder zunichte machen. Viele Händler liefern ab einer bestimmten Bestellmenge jedoch kostenlos. Da es mit einer schnellen Lieferung gelegentlich hapert, sollten akut benötigter Medikamente nicht über Versandapotheken bestellt werden.
- Vorsicht bei Medikamentenangeboten in Internet-Auktionen: Nichtverschreibungspflichtige Arzneimittel dürfen von Apotheken auch bei Online-Auktionen angeboten werden. Doch auch hierbei sollten sich Patienten nicht vom Reiz des Mitbietens zu einem ungebremsten Medikamentenkauf verführen lassen. Der günstige Zuschlag beim Ersteigern zum Beispiel von Schmerz- und Schlafmitteln ersetzt keine fachkundige Beratung in der Apotheke. Vor allem vor Risiken und Nebenwirkungen beim Medikamentenkauf von privaten Anbietern wird gewarnt: Denn Privatleute dürfen wegen unkalkulierbarer Risiken nicht mit Medikamenten handeln.

Ein Info zu ?Patiententipps für den Kauf von Medikamenten? gibt?s kostenlos in der Bielefelder Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW oder im Internet unter http://www.verbraucherzentrale-nrw.de/Medikamentenkauf. (red)



eingetragen: 21.06.2005 - 10:31 Uhr



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