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Oerlinghausen
Sechster Hilfstransport aus Helpup nach Siebenbürgen
Bevölkerung und Firmen wieder einmal sehr spendenfreudig
Oerlinghausen-Helpup (gs). Mit zwölf Tonnen Hilfsgütern war der Lastwagen beladen, den 4 Helpuper in Eigeninitiative zu sozialen Einrichtungen nach Siebenbürgen in Rumänien gebracht haben. Es war bereits der 6. Transport des idealistischen Quartetts. Im Laufe des viertägigen Aufenthalts wurden auch Rollstühle repariert, und es ergaben sich neue Möglichkeiten direkter Hilfe. Die 1.800 km lange Strecke bewältigten Martin Elbracht, Erich Lange, Volker Neuhöfer und Klaus-Dieter Stalljann in 32 Stunden. Erste Station war wiederum das Heim Canaan für mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche. Ein Teil der gebrauchten Rollstühle und Kleidung fand hier dankbare Abnehmer. Zwei Tage lang standen dann Reparaturarbeiten auf dem Programm. ?Wir haben vorsorglich Werkzeug mitgenommen, etliche Rollstühle durchgesehen, mit neuen Rädern und Schläuchen versehen und wieder einsatzbereit gemacht?, berichtete Martin Elbracht. Als geschäftsführender Gesellschafter des Sanitätshauses Rosenhäger in Bielefeld hatte er ursprünglich die Idee, gebrauchte und abgeschriebene Hilfsmittel nach Rumänien zu bringen.
Den Helpupern fiel ferner ein Jugendlicher auf, der mit seiner massiven Wirbelsäulenverkrümmung in einem ungeeigneten Rollstuhl saß. ?Wir haben dann viel improvisiert, damit er eine individuelle Sitzschale erhalten konnte?, sagte Erich Lange. Einem kleinen Jungen mit einer fehlgebildeten Wirbelsäule setzten sie ein verstellbares Pflegebett instand, so dass er auch allein die Position wechseln und einseitigen Druck vermeiden kann. ?Mit wenigen Handgriffen, die gezielt eingesetzt werden, lässt sich schon viel erreichen?, kommentierte Elbracht.
In Hermannstadt (Sibiu) besuchten die Helpuper die Stiftung ?Edelweiß?. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, 110 Kinder zwischen 2 und 15 Jahren zu betreuen. Viele stammen aus Familien mit sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Im Haus der Stiftung werden die Kinder und Jugendlichen betreut und erhalten Frühstück und Mittagessen. ?Insbesondere wenn aus kinderreichen Familien kommen, geht es ihnen oftmals nicht gut. Viele Kinder essen nur bei uns?, sagte die Pädagogin Antonela Boghean. ?Selbst Familienangehörige holen sich bei uns eine warme Mahlzeit.? An diesem Beispiel zeigte sich, dass in Rumänien kaum mit staatlicher Unterstützung gerechnet werden kann. Lediglich die Räume werden zur Verfügung gestellt. Daher ist die Stiftung ?Edelweiß? auf Sponsoren angewiesen. Doch auch diese Mittel werden weniger, wie die Präsidentin der Stiftung, Victorina Stan, darlegte. ?Umso wichtiger sind Spenden jeder Art, von Nahrungsmitteln über Spielzeug bis zu Kleidung.? Gern nahmen die Mitarbeiterinnen der Stiftung deshalb gebrauchte Textilien sowie Lebensmittel aus Lippe entgegen, darunter 50 kg Zucker von der Bäckerei Brinkmann in Helpup. In den Räumen der Stiftung trifft sich unter anderem eine Selbsthilfegruppe von 70 krebskranken, brustamputierten Frauen. Da es keine Nachsorge gibt, bleiben sie mit ihren Problemen allein. Auf Anfrage hielt Martin Elbracht, ausgebildeter Orthopädietechnik- und Bandagistenmeister, einen Fachvortrag zum Thema. ?Ich war erstaunt über die zum Teil recht persönlichen Fragen?, sagte er. An diesem Vormittag wandten sich 20 Frauen an ihn, die er individuell mit Brustprothesen versorgte. Dank Spenden aus der Industrie konnte er insgesamt 100 Brustprothesen und 400 Spezialbüstenhalter übergeben.
Die 3. Station der Gruppe war das Krankenhaus in der Stadtmitte von Sibiu. ?Hier werden konservative Heilmethoden angewandt, weil man sich anderes nicht leisten kann?, erklärte Martin Elbracht. ?Brüche werden noch mit Gips ruhig gestellt, so dass die Heilung doppelt bis dreifach so lange dauert wie in unseren Krankenhäusern.?
Die Kosten für Hilfsmittel müssen die Patienten aufbringen. Dr. Mihai Dan Roman, Chefarzt der Notfallabteilung, freute sich daher, als er nicht nur 60 benutzte Rollatoren, sondern auch zahlreiche neue Unterarmgehstützen, Bruchbandagen, Knieorthesen, Sprunggelenkschienen und anderes entgegennehmen konnte. ?Die Firmen produzieren oft mehr als sie benötigen?,erläuterte Elbracht. ?Das Material hatte einen Warenwert von rund 30.000 Euro.?
Rumänien habe noch große Probleme zu bewältigen, stellte Volker Neuhöfer fest. Es sei daher ?eine Schande, dass wir Dinge, die bei uns übrig sind, nicht noch mal nutzen würden.? Seine persönliche Motivation für den (komplett selbst finanzierten) Hilfseinsatz sieht er darin, anderen eine Freude bereiten zu können. ?Diese Dankbarkeit, das ist der Lohn?, meinte er. Die 4 Helpuper bedankten sich bei allen Unternehmen und bei der Bevölkerung, die durch ihre Sachspenden zum Gelingen des Projekts beigetragen haben. (red)
eingetragen: 01.11.2012 - 13:10 Uhr
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