Oerlinghausen

Rekordjagd am Weissensee

Kein anderes Gewässer ist in den letzten Wochen so oft in Verbindung mit Rekorden gebracht worden wie der Weissensee in Kärnten (Österreich). In der vergangenen Woche war es wieder soweit - Christian Redl und Sahika Ercümen strebten nach neuen Grenzen unter Eis (wir berichteten). Zur Verstärkung des Sicherungsteams reisten Ines und Thomas Jurkschat, Tauchlehrer des Tauchclubs Aquatica e.V. ins gut 1.000 km entfernte Techendorf am Weissensee. Beide sind nicht nur erfahrene Taucher und Freitaucher, sondern als ehrenamtliche Einsatztaucher der DLRG waren sie für den Einsatz am Weissensee eingeplant.
Bei der Ankunft in Österreich gab es die erste Hiobsbotschaft: Die auf der Messe Boot in Düsseldorf kursierende Grippewelle erwischte sowohl Sahika als auch Christian. Während Sahika Ercümen die gesundheitlichen Einschränkungen gut verarbeitet hatte, war Redl noch nicht ganz regeneriert. Druckausgleichprobleme führten den Österreicher gerade mal in eine Tiefe von 14 m. "Mehr war einfach nicht drin", war das Statement von Redl am vorletzten Trainingstag.
Am vergangenen Freitag fand der Rekordversuch im Streckentauchen unter Eis statt. Bereits ab 9 Uhr richteten die Sicherungstaucher die Tauchstrecke her. Löcher ins Eis schneiden, offizielle Vermessung der Tauchstrecke, Pressestatements. Mehrere Kamerateams und Journalisten aus der Türkei waren vor Ort, um das Vorhaben zu dokumentieren. Kurz vor 11 Uhr begannen die letzten Atemvorbereitungen am Einstiegsloch. Zahlreiche Zuschauer hatten sich mittlerweile entlang der abgesperrten Strecke versammelt, um dem Rekordversuch beizuwohnen. Nach dem Abtauchen wuchs die Spannung bei allen Anwesenden. Redl lief auf dem Eis mit, so dass die Zuschauer einen Eindruck hatten, wie viel der Strecke bereits absolviert war. Nach 1:46 min. waren 110 m durchtaucht und der neue Weltrekord war perfekt.
Einen Tag später trat Redl zum Rekordversuch im Tieftauchen unter Eis an. Als Redl nach seiner mentalen Vorbereitung die Eisfläche betrat, herrschte absolute Ruhe. "Man hatte das Gefühl, dass jeder mit ihm mitatmet", sagte Ines Jurkschat im Nachgang.
Redl rutscht ins Wasser, atmet tief ein und beginnt mit einem Testabstieg. Von diesem Moment an musste alles nach Plan laufen, denn die Sicherungstaucher haben in 61 m Tiefe gerade mal ein Zeitfenster von 8 Minuten. Zum Abtauchkommando ist der Iceman bereit, ein letzter tiefer Atemzug, das klingende Geräusch des Auslöseschnalle und schon versinkt Redl im grünen Wasser. Nach rd. 40 Sekunden spannt sich das Seil deutlich sichtbar ? Aufschlag! Doch die Zuschauer wissen nicht, ob der Druckausgleich bei Redl bis in die Endtiefe funktionierte, oder ob der Schlitten einen Teil der Strecke allein gefahren ist. Nach 1 min. 51 sek. durchbricht Redl wieder die Wasseroberfläche. Weitere Momente der Ungewissheit vergehen, in denen Christian mehrfach tief ein- und ausatmet, um die Sauerstoffschuld in seinem Körper abzubauen. Dann bestätigen die Offiziellen einen neuen Weltrekord. Christian ist tiefster Freitaucher unter Eis. Vom 8. - 10. April ist der nun 8-fache Weltrekordler wieder in OWL zu Gast, um ambitionierte Sportler in die Welt des Freitauchens einzuführen.
Infos: http://www.aquatica-scuba.de ()


Foto 1: Sahika Ercümen beim Streckentauchen

Foto 2: Tieftauchen unter Eis (links: Redl, rechts: Ercümen)

Foto 3: Glückliche Weltrekordinhaberin Sahika Ercümen mit ihren Sicherungstauchern




eingetragen: 17.02.2011 - 12:28 Uhr



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