Leopoldshöhe

Wilhelm Pehle berichtete über Arbeit der ?Tafel?
SPD Leopoldshöhe-Nord plant Stiftung gegen Kinderarmut

(gs). In Deutschland leben etwa 2,5 Millionen Heranwachsende in Armut oder sind davon bedroht. ?Gibt es Armut auch bei uns??, fragten sich die Mitglieder des SPD-Ortsvereins Leopoldshöhe-Nord während ihrer jüngsten Sitzung im Gasthof Vinnen. Die Sozialdemokraten kündigten die Gründung einer Stiftung an, um vor allem Kinder besser unterstützen zu können.
Nach Mitteilung von Hans-Jürgen Taron, Leiter des Fachbereichs Bürgerservice/Ordnung/Soziales in der Gemeindeverwaltung, stehe Leopoldshöhe recht gut da. Er bezog sich auf Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik, die Leopoldshöhe den Rang 110 von 390 Kommunen in Nordrhein-Westfalen ausweisen. ?Mit einem Einkommen von 33.000 Euro pro Steuerpflichtigem und Jahr befinden wir uns im oberen Drittel?, sagte Taron. Innerhalb des Kreises Lippe liege Leopoldshöhe nach Blomberg und Oerlinghausen sogar auf Platz drei.
Taron sagte, insgesamt habe die Gemeinde eine solide Struktur. Bei 17.000 Einwohnern habe Leopoldshöhe derzeit lediglich fünf Personen, die Hilfe zum Lebensunterhalt beziehen, und nur 36 Personen (zumeist Rentner) erhalten eine Grundsicherung. 573 Personen sind auf das Arbeitslosengeld II (?Hartz IV?) angewiesen. ?Im Vergleich zu anderen Gemeinden ist Leopoldshöhe damit recht gut aufgestellt?, sagte Taron. Er habe deshalb auch nicht geglaubt, dass eine ?Tafel? zur Verteilung von Lebensmitteln notwendig sei. ?Ich war skeptisch, als im Januar 2008 damit begonnen wurde?, bekannte Taron, ?ich dachte: Brauchen wir so etwas überhaupt??
Die Erfahrungen von Wilhelm Pehle, Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde und Initiator der ?Tafel? in Leopoldshöhe, zeigen ein anderes Bild. ?Wir hatten von Anfang an eine recht große Anfrage?, berichtete er in der SPD-Versammlung, ?die Ausgabestelle in Asemissen anzusiedeln und sie mit Oerlinghausen gemeinsam zu betreiben, war eine richtige Entscheidung?.
In Deutschland versorgen rund 800 ?Tafeln? etwa eine Million Bedürftige, darunter 24 Prozent Kinder. In Leopoldshöhe liegt der Anteil mit 30 Prozent sogar noch etwas höher, so Pehle. Er habe schon Kinder gesehen, die aus Geldmangel zu kleine Schuhe und im Winter zu dünne Anoraks tragen mussten. Im Durchschnitt versorgt die ?Tafel? in Asemissen pro Woche 239 Personen, darunter 74 Kinder. Insgesamt wurden bereits 385 Ausweise ausgegeben, die zum Empfang von Lebensmitteln berechtigen. Pehle schätzt, dass aber nur 15 Prozent der tatsächlich Bedürftigen von dem Angebot Gebrauch machen. Die Scham sei einfach zu groß, wie er mehrfach erlebt habe. Auch Hans-Jürgen Taron bestätigte: ?Es gibt Hemmungen, als Bittsteller aufzutreten und dem Staat zur Last zu fallen?. In Leopoldshöhe gebe es außerdem viel Hilfen innerhalb der Familien und der Nachbarschaft.
Inzwischen seien die gemeindeeigenen Räume der ?Tafel? neben der Festhalle bereits zu klein, um die zahlreichen Lebensmittel zu lagern, sagte Pehle. Dringend werde mehr Platz benötigt. Ferner schlug er auch eine Kleiderstube vor. ?Ich bin sicher, dass hier eine Nachfrage besteht?. Taron empfahl, die vorhandenen Möglichkeiten noch besser zu nutzen: Er verwies auf die Initiative ?Kein Kind ohne Mahlzeit?, auf kostengünstige Ferienfreizeiten und auf viele weitere Möglichkeiten wie ehrenamtliche Nachhilfe. Man müsse nur kreativ sein. Der SPD-Ortsverein Leopoldshöhe Nord hat sich bereits Gedanken gemacht. ?Wie können wir denn gezielt helfen? Wir sollten eine Stiftung ins Leben rufen?, schlug Friedhelm Nagel vor, ?dann können auch Spendenquittungen ausgestellt werden. Wir sollten den Anfang machen und freiwillig jeder zehn Euro im Monat abführen?.
Foto: Günter Schröder (red)


Foto 1: Einige Grundnahrungsmittel als Spende für die »Tafel« überreichten Thomas Hoffmann, Christian Kühnel und SPD-Ortsvereinsvorsitzender Ralf Grünert an Wilhelm Pehle.




eingetragen: 12.11.2009 - 10:23 Uhr



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