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Oerlinghausen
Oerlinghausens Einwohner werden weniger, dafür aber älter
Informationsabend zur Demografie in der Bergstadt
Oerlinghausen-Lipperreihe. Wie wird sich die Bevölkerung in Oerlinghausen in den kommenden Jahrzehnten entwickeln? Bedeuten die Folgen nur Risiken oder auch Chancen? Um Antworten zu erhalten, hatte der SPD-Ortsverein Lipperreihe zu einem Informationsabend eingeladen. Der Vorsitzende Joachim Hermann begrüßte als Referenten Rudi Doil, Ratsmitglied und Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Stadtentwicklung, sowie den Beigeordneten Hans-Jörg Gast.
Hatten sich bis zum Jahr 2000 lediglich einige Wissenschaftler mit dem Thema befasst, so sind Bevölkerungsschwund und Überalterung inzwischen geläufige Begriffe, verdeutlichte Rudi Doil. Die Bertelsmann Stiftung hat ermittelt, dass Deutschland bis 2050 alljährlich 200.000 Menschen verlieren wird. Anhand einer Landkarte konnte Doil anschaulich zeigen, dass dort ?kahle Stellen? entstehen, wo sich früher Städte wie Lübeck, Kassel oder Augsburg befanden.
Auch Oerlinghausen werde bis 2025 rund tausend Einwohner weniger (18.200 statt heute 19.200) haben, und das Durchschnittsalter werde sehr stark ansteigen, so Doil. Bereits seit 1998 sei ein Verlust an Arbeitsplätzen und damit ein geringerer finanzieller Handlungsspielraum für die Stadt zu verzeichnen. Ein Großteil des Bevölkerungsschwunds erklärt sich aus der Abwanderung junger Menschen zu Bildungszwecken. Doil sah es daher als wichtigste Aufgabe an, sie frühzeitig an ihre Heimatstadt zu binden, dass sie nach ihrer Ausbildung zurückkehren. Grundsätzlich sprach sich das Ratsmitglied für eine ?politische und wirtschaftliche Neuausrichtung in allen Bereichen? aus. 60 Jahre lang sei es stets nur bergauf gegangen. ?Der neue Leitgedanke lautet: vom Ausbau über die Anpassung zum Rückbau?, so Doil, ?Schrumpfen bedeutet nicht Abstieg?. Hans-Jörg Gast, nach zehn Monaten im Amt des Beigeordneten zum ersten Mal offiziell in Lipperreihe, erklärte unumwunden: ?Es gibt derzeit kein fertiges Konzept für Oerlinghausen, es wird aber höchste Zeit eines zu machen?. Denn die veränderte Bevölkerungszahl wirke sich auf alle Bereiche aus ? von den Busverbindungen bis zur Gesundheitsvorsorge. Vor allem in der Gruppe der 30- bis 49-jährigen werde die Bevölkerung sehr stark zurückgehen: um 20 Prozent. Gast: ?Wir werden auch in Oerlinghausen den Fachkräftemangel spüren?. Auf der anderen Seite werden die Einwohner zwischen 50 und 64 Jahren um nicht weniger als 30 Prozent zunehmen. Und die Hochbetagten werden sogar ?dramatisch? mehr ? der geschätzte Zuwachs liegt bei 70 Prozent.
Lipperreihe, so Gast, wird sich anders als Oerlinghausen entwickeln, weil dieser Stadtteil weniger vom demografischen Wandel betroffen sein wird. ?Langfristig geht aber auch hier die Bevölkerungszahl zurück?, sagte der Beigeordnete. Er plädierte dafür, die Vorteile der Bergstadt deutlich herauszustellen, um Neubürger anzuwerben. Denn die Geburtenrate sei so niedrig, erklärte Gast, dass die Bevölkerungszahl sich nur durch Zuzug erhalten werde. Daher müsse deutlich gemacht werden: Warum lohnt es sich, in Oerlinghausen zu leben? (red)
Foto 1: Die Referenten Rudi Doil und Hans-Jörg Gast sowie der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Joachim Hermann (v.l.n.r.)
eingetragen: 26.11.2007 - 10:01 Uhr
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