Leopoldshöhe

Kunstturn-Oberliga: KTV Iserlohn - TuS Leopoldshöhe II 107,05 : 107,10
Leopoldshöhe gewinnt Turnkrimi in Iserlohn

Der TuS Leopoldshöhe II bleibt ungeschlagen. In einem an Spannung und Dramatik nicht zu überbietenden Auswärtswettkampf besiegte die Truppe um Teamchef Friedrich-Wilhelm Nagel am 24.9. die KTV Iserlohn verdient mit 107,10 : 107,05 Punkten. Damit verteidigten die Lipper die Tabellenführung in der Kunstturn-Oberliga Westfalen und brauchen nur noch einen Sieg für die Meisterschaft.
?Sensationell. Das muss man erst mal verarbeiten. Da kommen auf beiden Seiten 18 Übungen in die Wertung und am Ende entscheidet der kleinste Haltungsfehler über Sieg und Niederlage.? Teamchef Nagel war begeistert. ?Das war einer der spannendsten Wettkämpfe der Vereinsgeschichte. Wir freuen uns riesig über den glücklichen Ausgang.?
Dabei sah es am Anfang alles andere als gut aus für die Leopoldshöher. Klausur- und krankheitsbedingt musste man auf zwei Stammkräfte verzichten. Leichte Blessuren und Handicaps machten nachdenklich und dazu traf man auf eine hochmotivierte bis dato ungeschlagene Iserlohner Riege, die bisher im Schnitt 108 Punkte geturnt hatte.
?Ok, kein Risiko. Der Boden ist hart. Die Doppelsaltos lassen wir heute weg.? Routinier Nils Nagel gab die erste taktische Marschrichtung aus. Die Mannschaft folgte ihm und hatte Erfolg. Sie gewann die Gerätewertung am Boden und ging mit 0,45 Zählern in Front. In bestechender Form präsentierten sich vor allem die beiden Jüngsten. Kristian Grundmann kam mit der schwierigsten Übung auf 6,70 Punkte, Tagesbester am Boden war Jan-Felix Irrgang, der trotz leichter Blessur am Fuß 6,75 Punkte einfuhr.
Dann das Angstgerät der Leos, das Seitpferd. ?Das Gerät werden wir verlieren. Wir müssen nur sehen, das der Rückstand nicht zu hoch ausfällt.? Sven Sörensen sollte recht behalten. Iserlohn turnte bärenstark. Klaus Erdmann von der KTV zauberte. Der TuS kämpfte, lag vor der letzten Übung aber dennoch hoffnungslos mit fünf Punkten hinten. Stefan Lütkehölter zeigte jedoch Nervenstärke, turnte Leopoldshöher Saisonbestleistung an diesem Gerät und reduzierte den Abstand deutlich.
?Jetzt kommen unsere starken Geräte. Drei Punkte Rückstand holt Ihr locker wieder auf.? Veit Wittenberg motivierte seine Kollegen vor den Ringen noch einmal. Das zeigte offenbar Wirkung. Nach grundsoliden Leistungen von Jan-Felix Irrgang, Kristian Grundmann und Jens Sieveke kam die große Stunde von Nils Nagel. Ihm gelang das Kunststück, die schwierigste aller Übungen am saubersten zu turnen. Mit seinen 7,30 Punkten konnte man in der Gesamtwertung zwei Punkte gut machen.
?Haken dran, lasst uns nach vorne schauen?, so Jens Sieveke nach dem Sprung. Er hatte gerade mit einem hohen ?Tsukahara? gestreckt und 8,0 Punkten die Tageshöchstwertung erhalten und dafür gesorgt, dass die Leopoldshöher in der Gesamtwertung mit 0,05 Punkten in Führung gingen. Zufrieden war aber keiner. Einige strittige Kampfrichterentscheidungen, die zum Teil später korrigiert wurden, verdarben kurzzeitig die Stimmung. Die Konzentration war dahin. Eine kritische Phase.
Jens Sievekes Appell kam genau zur rechten Zeit. Die Barrenwertung ging zwar erwartungsgemäß an die Gastgeber aber die Leopoldshöher hielten mutig dagegen. Besonders Kristian Grundmann überzeugte als Stärkster mit 6,00 Punkten. Der Rückstand vor dem letzten Gerät: 0,65 Punkte.
?Jetzt ist alles möglich. Wir haben nichts zu verlieren. Turnt einfach sicher und sauber durch und denkt nicht an die Zwischenstände,? so die Marschrichtung vom Teamchef. Das klappte. Kristian Grundmann legte den Grundstein mit einer fehlerlosen Darbietung. Iserlohn zeigte Nerven. Führungswechsel. Jens Sieveke turnte eine seiner besten Reckübungen. Abgang ? Stand. Iserlohn erneut schwach. Nils Nagel entschied sich für die sichere Variante seines Programms. Die Rechnung ging auf. Dann der Iserlohner Klaus Erdmann. Brauchte 5,5 und erhielt ? 5,4 ? Das war der Sieg für Leopoldshöhe.
Der letzte Oberligawettkampf entscheidet nun, ob die Lipper Meister werden. Im Saisonfinale am 22.10.05 kommen alle Mannschaften noch einmal zusammen ? in Leopoldshöhe. Heimvorteil also. Gute Karten für Trainer Bernd Vornholt-Niehaus: ?Jetzt wollen wir auch den Titel.?
Am 1.10. startet Leopoldshöhes ?Erste? in Halle/Saale in die Bundesliga-Saison.

Statistik:
Gerätewertungen: (die erstgenannte Zahl ist jeweils die der KTV Iserlohn, die zweite die des TuS Leopoldshöhe; Differenz aus Sicht der Leopoldshöher)
Boden: 19,15 : 19,60 (+0,45) - Führung Leopoldshöhe (+0,45)
Seitpferd: 17,20 : 13,60 (-3,60) - Führung Iserlohn (-3,15)
Ringe: 15,90 : 17,95 (+2,05) - Führung Iserlohn (-1,10)
Sprung: 22,40 : 23,55 (+1,15) - Führung Leopoldshöhe (+0,05)
Barren: 17,45 : 16,75 (-0,70) - Führung Iserlohn (-0,65)
Reck: 14,95 : 15,65 (+0,70) - Sieg Leopoldshöhe (+0,05)
Gesamt: 107,05 : 107,10 (+0,05)

Die besten Einzelturner:
1. Klaus Erdmann, KTV Iserlohn (38,95)
2. Nils Nagel, TuS Leopoldshöhe (34,55)
3. Jens Sieveke, TuS Leopoldshöhe (34,35)
Weitere Ergebnisse:
Raspo Coesfeld - TV Kierspe 113,40: 102,00 (12:00 Gerätepunkte)

Tabelle:
(Verein/Anzahl Wettkämpfe/Erturnte Punkte/Punktzahl (ein gewonnener Wettkampf = 2 Punkte)/Gerätewertungen)
1. TuS Leopoldshöhe 2 3 326,45 30 6 : 0
2. KTV Iserlohn 3 323,05 24 4 : 2
3. LDT Bochum 2 211,25 12 2 : 2
4. Raspo Coesfeld 3 332,65 14 2 : 4
5. TV Kierspe 3 289,25 4 0 : 6
(Ergebnisse der anderen Vereine lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.) (red)

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eingetragen: 28.09.2005 - 10:01 Uhr