Überregional

Erfolgreiche Bilanz der Ordnungspartnerschaft ?ISPE ? Informationssystem Polizei-Einzelhandel? gegen den Missbrauch von EC-Karten

Im Rahmen der Ordnungspartnerschaft ISPE ? Informationssystem Polizei-Einzelhandel? zwischen dem Polizeipräsidium Bielefeld und dem Einzelhandelsverband Ostwestfalen-Lippe kann eine erfolgreiche Zwischenbilanz gezogen werden.
Seit dem 1. August 2003 hat der Bielefelder Bürger die Möglichkeit, seine verlorengegangene oder gestohlene EC-Karte auch für das im Handel sehr weit verbreitete EC-Lastschriftverfahren sperren zu lassen. Dafür muss er lediglich bei der Anzeigenaufnahme in der Polizeidienststelle einen entsprechenden Antrag ausfüllen, der direkt an den Einzelhandelsverband OWL per Fax weitergeleitet und von dort per E-Mail an die bundesweit tätigen Kartennetzdienstleister und Handelsunternehmen versendet wird.

Die EC-Karte wird auf diesem Wege auch für das EC-Lastschriftverfahren gesperrt, so dass ein missbräuchlicher Einsatz nicht mehr möglich ist.
Somit wird ein zusätzlicher Schutz über die reine Kartensperre bei den Kreditinstituten hinaus erzielt, um die bestehende Sicherheitslücke des Bezahlens mittels Debitkarten im Lastschriftverfahren zu schließen.
Bis Ende Mai 2005 wurden insgesamt 2185 Sperrungen vorgenommen. Dies entspricht einer durchschnittlichen Anzahl von 100 Sperrungen pro Monat.
Das ISPE-Verfahren ist mit dem analogen KUNO-Verfahren der Bundesländer Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und der Städte Braunschweig, Hannover und München vergleichbar. Im KUNO-Verfahren werden monatlich 6000 Kartensperrungen vorgenommen.
Die positiven Auswirkungen von ISPE lassen sich an der Entwicklung der Betrugsverfahren mittels Debitkarten ohne Verwendung der PIN-Nummer ablesen. Während im Land NRW im Vergleich von 2003 zu 2002 ein Anstieg dieser Betrugsfallzahlen von 92,1 % und im Regierungsbezirk Detmold von 161,5 % festzustellen war, betrug die Zunahme in Bielefeld nur 67,5 %. Im Vergleich der Jahre 2003 zu 2004 wurde für das Land NRW ein nochmaliger Anstieg um 20,33 %, und für den Regierungsbezirk Detmold um 28,26 % verbucht, währenddessen in Bielefeld die Fallzahl um 6,2 % oder 35 Fälle auf 531 registrierte Fälle zurückging. Dieser Trend hat sich im ersten Quartal 2005 deutlich fortgesetzt. Hier ging die Fallzahl um 54 % oder 97 Fälle zurück.

In der Gesamtbilanz konnten abgeschätzt in den Jahren 2003 und 2004 mindestens 500 Straftaten durch den Einsatz von ISPE und damit verbundene Vermögensschäden von mind. 150.000 Euro verhindert werden.
Das ISPE-Verfahren ist als Modellprojekt in NRW einzigartig und wird in Kooperation zwischen dem Polizeipräsidenten Bielefeld und dem Einzelhandelsverband Ostwestfalen-Lippe fortgeführt.
Aus Sicht des Einzelhandels wäre eine flächendeckende Einführung in Ostwestfalen-Lippe und in Nordrhein-Westfalen sowie bundesweit sehr wünschenswert.

Auch ein Verweis auf das für den Handel teure PIN-Verfahren, bei dem der Kunde seine Geheimnummer eingeben muss und dass eine sichere Zahlung garantiert, wird für den gesamten Einzelhandel aufgrund der Kostensituation und der Wünsche der Kunden nicht möglich sein.
Der Handel erlebt es vielfach, dass Kunden nur ungern ihre Gemeinnummer beim Bezahlen einsetzen und statt dessen lieber das einfache und schnelle EC-Lastschriftverfahren nutzen möchten.
Im Jahr 2004 stieg der Anteil der Kartenzahlung am Einzelhandelsumsatz auf 31,6 Prozent (2003: 30,5 Prozent).
Bargeld bleibt mit 64,9 Prozent Umsatzanteil aber weiter die beliebteste Zahlungsart. Das geht aus der diesjährigen Erhebung des EuroHandelsinstituts hervor, die der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) unterstützt hat. Der Zuwachs bei der Kartenzahlung geht auf das Konto des EC-Cash-Verfahrens.

Das Bezahlen mit EC-Karte und Geheimzahl ist von sieben Prozent (2003) auf 8,6 Prozent (2004) erstmals deutlich gewachsen. Stärkstes Verfahren beim Karteneinsatz bleibt aber nach wie vor mit Abstand das EC-Lastschriftverfahren. Es ist leicht von 17,3 Prozent (2003) auf 16,9 Prozent (2004) zurückgegangen.
Grund ist der schleichende Rückgang beim POZ-Verfahren (Point of Sale ohne Zahlungsgarantie), mit dem die Händler bei Zahlungen mit EC-Lastschrift die Sperrdatei der Kreditwirtschaft abfragen können. Die Banken und Sparkassen haben unverständlicherweise ihren Rückzug aus dem POZ-Verfahren bis Ende nächsten Jahres erklärt. Darauf reagieren Händler schon heute. Die Zahlungsausfälle aus Bonitätsgründen steigen deutlich, da die Kreditwirtschaft nach wie vor an alle Kunden ohne Bonitätsprüfung EC-Karten aushändigt.
Der Einzelhandel in Deutschland musste deshalb 0,4 bis 0,5 Prozent der Zahlungen nachverfolgen und umgerechnet 0,12 Prozent des gesamten EC-Lastschriftumsatzes ist im letzten Jahr unwiederbringlich verloren gegangen (2003: 0,093 Prozent).

Viele Händler steigen deshalb häufiger auf das teure EC-Cash-Verfahren um.
Große Kritik muss aber an den hohen Gebühren geübt werden. So muss beim EC-Cash-Verfahren der Händler 0,3 Prozent des Umsatzes an Gebühren zahlen. Inklusive der Kosten für Telekommunikation und Provider steigen die Kosten oft bis zu einem Prozent des Umsatzes an. Für viele Händler ist das angesichts der schmalen Margen ein zu hoher Betrag. Trotz Zahlungsausfällen und hoher Kosten ist aber die Kartenakzeptanz für immer mehr Handelsunternehmen ein strategischer Erfolgsfaktor. Handel und Kunden wünschen sich sichere, schnelle und preiswerte Zahlungssysteme.

?Deshalb fordern wir von der Kreditwirtschaft eine sorgfältige Bonitätsprüfung vor Ausgabe einer EC-Karte. Außerdem müssen die Kosten des Einzelhandels bei der Zahlung mit EC-Karte und Pin-Nummer deutlich sinken. Bis dahin wünschen wir uns zumindest die flächendenkende Einführung von KUNO bzw. ISPE in der Region OWL, um weiteren Schaden auf Seiten der Einzelhändler abzuwenden und um ebenfalls die Polizei deutlich zu entlasten,? so der Einzelhandelsverband OWL. (red)

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eingetragen: 09.06.2005 - 10:09 Uhr