Überregional LWL-Fachtagung zu Gewalt in der Familie Kinder verstärkt in den Blick nehmen ?Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit mehr?, betont Matthias Lehmkuhl vom Landesjugendamt beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im Rahmen der Fachtagung ?Partnerschaftsgewalt in der Familie - Kinder verstärkt in den Blick nehmen?, die der LWL jetzt in Münster veranstaltet hat. ?Eine gute Vernetzung und Kooperation, abgestimmte Konzepte und Zuständigkeiten aller Beteiligten wie Jugendamt, Polizei, Justiz, Fraueninfrastruktur, freie Träger der Jugendhilfe und Gesundheitswesen sind erforderlich, damit den betroffenen Kindern geholfen werden kann?, so Lehmkuhl weiter. Viele Jahre wurden die Themen ?Gewalt gegen Kinder? und ?Gewalt gegen Frauen? einzeln diskutiert, ohne die Probleme der Kinder mitzubedenken, die die Gewalttätigkeiten ihrer Eltern miterleben müssen. Mit dem Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes ist der Schutz von Gewaltopfern, insbesondere von Frauen, verbessert worden. Das Gesetz sieht vor, dass die Polizei gewalttätige Partner aus der Wohnung verweisen kann und die Wohnung den Opfern überlassen wird. ?Dennoch zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass gerade die Kinder und Jugendlichen mit ihren Bedürfnissen und Interessen häufig erst spät in den Blick geraten, obwohl sie immer mitbetroffen sind?, bemängelt Lehmkuhl. ?Jedes fünfte Kind ist von häuslicher Gewalt betroffen?, berichtete Dr. Susanne Heynen vom Kinderbüro Karlsruhe bei der Fachtagung an der 80 Teilnehmer von Jugendämtern aus ganz Westfalen-Lippe, Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern und Beratungsstellen, Polizei und Justiz teilnahmen. Für einige Kinder beginne die Gewalt mit ihrer Zeugung, sprich der Vergewaltigung der Mutter durch den Vater, setze sich fort durch Misshandlungen während der Schwangerschaft, Gewalterfahrungen als Mitgeschlagene und durch ein Aufwachsen in einer Atmosphäre der Angst und Demütigung, so Heynen weiter. ?Diese Kinder brauchen eine Person, die klar sagt, wer verantwortlich ist. Sie brauchen aber dringend auch jemanden, der sie von ihren Belastungen wie Schuldgefühlen, Loyalitätskonflikten und dem Druck, niemandem zu sagen, was in ihrer Familie passiert, entlastet?, so Heynen. Am Beispiel des Kinderbüros Karlsruhe veranschaulichte sie Interventionsmöglichkeiten bei häuslicher Gewalt, die für die betroffenen Kinder mit ihrem eigenständigen Beratungs- und Unterstützungsbedarf eine adäquate Hilfe darstellen. ?Auch wenn der Gesetzgeber es nicht ausdrücklich vorgesehen hat, halte ich die frühzeitige Beteiligung der Kinder- und Jugendhilfe für absolut erforderlich?, legte sich Dr. Thomas Meysen, Referent vom Deutschen Institut für Jugendhilfe & Familienrecht, fest. Die Information über das Vorkommen häuslicher Gewalt sollten seiner Meinung nach für die Jugendhilfe Anlass genug sein, den betroffenen Kindern zu helfen. (red) eingetragen: 07.06.2005 - 09:47 Uhr |
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