Oerlinghausen

Zum Ende des Sommers gab es in Oerlinghausen zwei Tage lang nur Musik
Ein Ohren- und Augenschmaus

Oerlinghausen (gs). Höchst unterschiedliche musikalische Klangfarben und Stilrichtungen erfüllten am vorletzten Wochenende den Amtsgarten in Oerlinghausen. Die ?Oerlinghauser Sommerbühne? war Teil der Aktion ?Im Westen was Neues?, eine Kooperation der Gemeinden Leopoldshöhe und Oerlinghausen, und wurde von der Werbegemeinschaft organisiert. ?Nach sieben Wochen haben wir erstmals wieder geprobt und festgestellt, der Ansatz klappt noch?, meinte Musiklehrer Alfons Haselhorst zu Beginn des Konzerts der Bläserklasse 6 a des Niklas-Luhmann-Gymnasiums. In den Sommerferien hatten die Schülerinnen und Schüler offenbar nichts verlernt. Auf der Sommerbühne intonierten sie unter anderem den ?Banana Boat Song? von Harry Belafonte, ?My heart will go on?, die Titelmelodie des Films ?Titanic? und den Ohrwurm ?The lion sleeps tonight?.
Das größte Instrument des Orchesters, ein Euphonium, wird von Theresa Champion gespielt. Auch wenn sie kräftig in das Horn hinein blasen muss, ist der Aufwand vergleichsweise gering. ?Angefangen habe ich mit Querflöte, die ist viel schwerer zu spielen. Für das Instrument braucht man die meiste Luft, und davon geht die Hälfte noch weg?, erläuterte die Schülerin. Wenn sie für sich privat musiziert, greift Theresa Champion lieber zur Bratsche. Das Euphonium spielt sie erst seit einem Jahr, ?und es macht mir sehr viel Spaß?, betonte die Schülerin.
Am Sonntag machten sich wegen des feuchtkalten Wetters nicht allzu viele Besucher auf den Weg zum Amtsgarten. Die überschaubare Schar an Zuhörern versuchte Musiklehrer Haselhorst mit der launigen Bemerkung zu trösten: ?Bei 30 Grad bekämen wir mit den Instrumenten Schwierigkeiten, denn die Blättchen wären zu trocken. So klingt es richtig gut?.
So ein aufmunternder Hinweis war am Samstag nicht erforderlich. Die vierköpfige Band ?Lucy Lay? hinterließ auch in Oerlinghausen ? genau so wie beim NRW-Fest in Detmold ? einen großartigen Eindruck. Vanessa, die Sängerin und Bassistin gelang es, amerikanischen Alternative-Rock mit deutschem Mainstream-Pop zu verbinden. Bei dem Auftritt bestätigte sie einmal mehr, wie zutreffend der Titel ihrer ersten Single gewählt war: ?Es ist der Augenblick, der zählt?.
Dies konnte die Gruppe ?livin music Family? am Abend noch weiter steigern. Mit gecoverten Erfolgstiteln feierte die Band gemeinsam mit den Oerlinghausern eine fröhliche Party. Rund 800 Besucher fanden sich ein, die an diesem warmen Augusttag noch bis nach Mitternacht tanzten und feierten.
Demgegenüber hatte es ?Ohrenschmaus? (Sänger Sven-Olaf Lenz und Carsten Knittel am Keyboard) am nächsten Mittag recht schwer. Lediglich eine Handvoll Zuhörer verfolgten am Sonntag unter Regenschirmen den eindrucksvollen Gesang. Wie Lenz mit seiner enorm wandelbaren Stimme bekannte Stücke auf individuelle Weise weiterentwickelte, hatte große Klasse. So hat man ?Leave your hat on? und ?Hey Jude? noch nicht gehört. Das Duo aus Bad Oeynhausen blieb professionell gelassen und stimmte einfach ?Don?t worry, be happy? an. Auch der Auftritt der begabten Sängerin Isabell Petzold aus Oerlinghausen hätte mehr Publikum und mehr Applaus verdient. ?Wir hatten eigentlich Sonne bestellt?, versicherte Stefan Güttler von der Werbegemeinschaft, der sich über die Resonanz dennoch zufrieden äußerte. Es folgten internationale Akzente: Jugendliche von der heimischen Gruppe ?Bi-Cussion? entfachten unter der Leitung von Jörg Prignitz einen satten Klangwirbel auf großen japanischen Trommeln, die ?Burning Heels? aus Schloß Holte führten einen amerikanischen Line Dance vor, und die Tänzerinnen um Verahzad (Vera Rietzsch) interpretierten den Bauchtanz auf neue Art. Ihre ?Oriental Dreams? sprachen nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen an, ebenso wie Feuerschlucker Stephan, der seine Show geradezu artistisch anlegte. (red)

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eingetragen: 06.09.2012 - 17:38 Uhr