Oerlinghausen ?Der Berg ruft? in Oerlinghausen trotzte dem Wetter (gs). Schirme und Regenjacken waren die wichtigsten Begleiter beim dreitägigen Programm ?Der Berg ruft? in Oerlinghausen. Wer sich bei dem unfreundlichen Wetter trotzdem nach draußen wagte, wurde in der Innenstadt mit hochkarätiger Unterhaltung belohnt. ?Uns kriegt keiner klein?, meinte Komiker Ingo Oschmann, als er durchnässt den Amtsgarten betrat, ?man muss das Beste draus machen?. Und so lud er als erstes einige Zuschauer ein, auf der Bühne Platz zu nehmen und seine Show aus nächster Nähe zu erleben. Es folgte ein einstündiger, rasanter Auftritt, bei dem der 41-jährige Bielefelder seine Qualität als Entertainer bewies. Ein wenig Koketterie durfte nicht fehlen. Er sei erkältet, meinte Oschmann. ?Jeder andere hätte den Auftritt abgesagt, aber nicht ich, und nicht in Oerlinghausen?. Gemeinsam mit Dennis, einem Jungen aus dem Publikum, zauberte er bunte Bilder in ein schwarz-weißes Malbuch und modellierte Ballontiere. ?Dennis, was möchtest Du denn? Einen Tiger? Sag doch Hund, bei mir wird es immer ein Hund?, witzelte Oschmann, um sich dann seinem Lieblingsthema zuzuwenden: den achtziger Jahren. An die Zeit seiner Jugend erinnert sich Oschmann voller Wehmut. Denn damals gab es noch tolle Fernsehhelden, die man bewundern konnte und keine anonymen Namen im virtuellen Raum von Twitter und Facebook. ?Was soll ich mit 500 so genannten Freunden??, wetterte er, ?dann muss ich ja allen etwas zu Weihnachten schenken?. Im Übrigen seien die Achtziger viel übersichtlicher und unkomplizierter gewesen: Die Musik auf den Tonbandkassetten konnte man selbst zusammenstellen, und wenn sich mal ein Band verhedderte, ließ es sich mit einem Bleistift leicht wieder aufwickeln. Und er sei auch gut ohne Internet, E-Mail (?Das war eine Postkarte zum Anfassen?) und Handy zurecht gekommen, meinte Oschmann. ?Sicher, unsere Kleidung war bedenklich. Aber Kleidung kann man ausziehen, aber ein Arschgeweih nicht?. Der Komiker lästerte über das Fernsehen und die Flut von digitalen Fotos, weinerliche Männer und unvorteilhaft wirkende Leggings bei Frauen. Er machte sich dann selbst zum Gespött, als er plötzlich selbst im hautengen Gymnastikanzug und mit rosafarbenen Stulpen erschien. Bei all den Albernheiten und anzüglichen Bemerkungen machte Oschmann aber auch deutlich, dass er eine Botschaft zu vermitteln suchte: Nicht der Computer, sondern die Realität sei das wahre Leben. ?Was ist denn wirklich wichtig? Ein Dach über dem Kopf, was zu fressen und Freunde ? mehr nicht?, lautete die Kurzformel von Ingo Oschmann. Seine Fans dankten ihm für diese Erkenntnis mit starkem Applaus. Mehr Publikum und mehr Zuspruch hätte die Band ?Peachbox? aus Paderborn verdient. Die bereits mehrfach ausgezeichneten vier Schüler boten einen anspruchsvollen Gitarrensound ? eingängig aber nicht beliebig, an großen Vorbildern orientiert und dennoch individuell. Nicht zuletzt Bassist und Frontmann David Weber überzeugte mit seiner charakteristischen Gesangsstimme. Einen Rundgang durch die Oerlinghauser Kneipenszene unternahm Lokalmatador Christian Coesfeld mit seinem Komikprogramm. Da er stets gegen die Gefahr antrinkt, ?unterhopft? zu sein, war ?eines Tages alles weg ? Führerschein, Geld, Wohnung; plötzlich wohnte ich in Ummeln?. Welche Kneipenwirte und welche Gäste er jedoch karikierte, erschloss sich jedoch höchstens einigen Eingeweihten. Wie sich die Trends im Herbst und Winter entwickeln, wurde bei einer Modenschau vorgestellt. Neun Oerlinghauser Fachgeschäfte präsentierten eine Auswahl ihrer Kollektionen für Kinder, Damen, Herren von der Outdoor-Kleidung bis zu Dessous. Fotos: Günter Schröder (red) Foto 1: Kurz vor dem Auftritt von Ingo Oschmann: Die Menschen stellten sich unter die schützenden Regenschirme Foto 2: Auf der Bühne am Amtsgarten stellten sich Duos aus der Oerlinghauser Musikszene vor Foto 3: Auf dem Simonsplatz mussten sich die Bi-Cssion-Spieler (Leitung Jörg Prognitz) ebenfalls im Zelt verkriechen. Foto 4: Zum Abschluss seines Programms zeigte der Bielefelder Ingo Oschmann noch, wie aus einem schlichten Handtuch ein Brathähnchen werden kann Foto 5: David Weber von der Paderborner Schülerband ?Peachbox? gab den ansprechenden Eigenkompositionen die passende, unverwechselbare Stimme Foto 6: Christian Coesfeld trinkt stets gegen die Gefahr an ?unterhopft? zu sein, aber er unternimmt etwas dagegen Foto 7: Manchem Zuschauer wurde etwas kühl bei der Dessous-Modenschau, aber die Models waren bester Laune. eingetragen: 02.09.2010 - 08:28 Uhr |
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