Oerlinghausen Oerlinghauser Arzt hilft Aids-Patienten in Südafrika (gs). ?Gelegentlich werde ich schon etwas verwundert angeschaut?, sagt Dr. med. Ulrich Kochsiek aus Oerlinghausen. Es sei eben längst nicht selbstverständlich, dass ein Arzt seine etablierte Praxis verlasse, um sich in Südafrika in den Dienst einer gemeinnützigen Organisation zu stellen. Freitag war sein letzter Arbeitstag in der Bergstadt. Für drei Jahre geht Kochsiek nach Pretoria, um in der Aids-Bekämpfung tätig zu sein. ?Der Entschluss stand bereits vor meinem Studium fest?, sagte der Mediziner, ?es war so etwas wie ein inneres Versprechen?. Bestärkt wurde er durch den starken Unterschied zwischen der medizinischen Versorgung in Afrika und in Europa. Als er 1990 seine Ausbildung begann, hatte er erfahren, dass sich zum Beispiel in Äthiopien ein Arzt um 70.000 Menschen kümmern muss. In Deutschland lag das Verhältnis bei 1 zu 500. Aber es gibt auch private Gründe: Bereits 1996 hielt sich Ulrich Kochsiek ein Jahr lang in Südafrika auf und absolvierte dort einen Teil seines Studiums. ?Ich habe dort viel gelernt und bin auch den Menschen näher gekommen?, so der Facharzt für Allgemeinmedizin weiter. Jetzt wird er wieder nach Pretoria, in die offizielle Hauptstadt der Republik Südafrika, zurückkehren. Die Familie zieht ebenfalls um: Die Ehefrau wird eine Stelle als Pastorin übernehmen, der elfjährige Sohn kann eine internationale Schule besuchen. Am meisten freut sich jedoch die fünfjährige Adoptivtochter, denn sie stammt aus Südafrika. ?Sie möchte gern ihr Ursprungsland sehen?, so Kochsiek. Ihre leibliche Mutter konnte sich nicht um sie kümmern, da sie Aidskrank ist. ?Aids (erworbenes Immunmangelsyndrom) ist in Südafrika ein Riesenproblem, das Land ist einer der Herde auf dem Kontinent?, berichtete der Oerlinghauser Arzt, ?um die Krankheit angemessen zu behandeln, braucht man viel Personal?. Der Vierzigjährige fühlt sich einerseits jung genug, andererseits aber auch hinreichend erfahren, um sich der Aufgabe zu stellen. In zahlreichen Seminaren hat er sich auf seinen Einsatz vorbereitet. Im Juli fanden dann konkrete Bewerbungsgespräche bei der gemeinnützigen Organisation ?Ärzte ohne Grenzen? statt, um in ein bestehendes Projekt einzusteigen. Pro Monat werden 850 Euro als Entschädigung gezahlt. Etwa 18 Prozent der Erwachsenen in Südafrika sind HIV-positiv ? so die Erkenntnis von ?Ärzte ohne Grenzen?. ?In einigen Regionen liegt die Infektionsrate sogar bei fast 40 Prozent der Bevölkerung, aber die Lage ist keineswegs hoffnungslos?, erklärte Kochsiek. Die Uno stelle genügend Medikamente zur Verfügung. Eine effektive Behandlung sei aber langwierig und aufwändig. Die Krankheit könne zwar nicht restlos zurückgedrängt werden, jedoch sei es möglich, die Patienten so weit zu behandeln, dass sie wieder arbeitsfähig werden und sich um die Erziehung ihrer Kinder kümmern können. ?In gewisser Weise ist es auch die Verwirklichung eines Traums?, meinte Ulrich Kochsiek, ?es ist schon ein ganz besonderes Gefühl mitzuerleben, wenn sich nach der Behandlung große Fortschritte für die Betroffenen ergeben?. Der Aufenthalt ist auf drei Jahre befristet, denn so lange reichen die finanziellen Rücklagen. Zugleich fühlt sich der Arzt der Familientradition verpflichtet. Ulrich Kochsiek: ?Bereits mein Großvater und mein Vater haben in Oerlinghausen praktiziert. Ich habe die Praxis 2003 übernommen und werde sie selbstverständlich fortführen?. (red) eingetragen: 21.09.2009 - 09:58 Uhr |
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