Leopoldshöhe Steffen Möller lebt ?als deutscher Gastarbeiter in Polen? Przepraszam heißt Entschuldigung Leopoldshöhe-Asemissen (gs). Für die Deutschen haben die Polen das schlechteste Image in ganz Europa. Doch was weiß man schon über die Nachbarn? Durch Zufall ist dem Wuppertaler Steffen Möller (40) die Rolle des Vermittlers und Aufklärers zugefallen. Und er übernimmt sie mit großem Vergnügen, wie er bei seinem Auftritt in der Grundschule Leopoldshöhe-Süd bewies. Eingeladen hatte die Gemeindebücherei mit ihrer Leiterin Grazyna Zbierski. ?Was willst du denn in Polen??, so lautete die Frage seiner entsetzten Freunde, als Möller nach seinem Studium einen Sprachkursus in Krakau belegte. Während seine Altersgenossen nach Goa oder Hawaii reisten, kam ihm das Nachbarland im Osten schon exotisch genug vor. ?Ich konnte kein einziges Wort in der Landesprache, nicht mal bitte, danke, Entschuldigung ? nichts?, bekannte der jugendlich wirkende Möller. Doch er habe eher aus Trotz durchgehalten und die seltsame Sprache mit den vielen Zischlauten und dem rollenden R, das Land und die Menschen kennen und lieben gelernt, berichte er in einem unterhaltsamen Plauderton. In der vollbesetzten Pausenhalle der Schule zeichnete er ein überaus sympathisches Bild des Nachbarlandes. Im Polnischen erhalte jeder so viele (Kose-) Namen wie überhaupt möglich, für Substantive gebe es nicht weniger als sieben Fälle (?mit Singular und Plural sind das 42 Möglichkeiten?) und jeder Begriff werde verkleinert. ?Beim Zahnarzt zum Beispiel werden die Schmerzchen schon deutlich weniger?, meinte Möller. In einem kurzen Sprachkursus lässt er seine Zuhörer Worte wie ?Dziękuję? (für: Danke) und ?Przepraszam? (Entschuldigung) nachsprechen und empfiehlt im Gespräch mit Polen möglichst viele Komplimente zu machen sowie bei jeder Gelegenheit die schlechten Zustände beklagen. ?Man muss einfach jammern?, erklärte Möller, ?das entspricht dem polnischen Hang zum Fatalismus?. Ob Aberglauben, die ausgeprägte Neigung zur Ironie (?Die machen Witze über sich selbst  selbst am helllichten Tag?) oder die komplizierten Regeln bei einer Einladung zum Essen (?Einen Polen muss man drei Mal mit Nachdruck auffordern?) ? Möller kennt sich inzwischen bestens mit den polnischen Eigenarten aus und ließ sein Publikum daran teilhaben. ?Ich bin schon halb polonisiert und habe mir schon selbst viele Eigenschaften angewöhnt?, erklärte er. In diesem Sinne verabschiedete er sich auch nicht einfach und ging, sondern zog die Zeremonie ? ganz nach polnischer Sitte ? über mehr als eine Stunde hin. Vor 14 Jahren hat Möller seinen Wohnsitz nach Warschau verlegt und ist inzwischen zu einem Star aufgestiegen. Er spielt im Fernsehen in einer Seifenoper einen deutschen Bauern, ist im Radio zu hören, macht Kabarett, und sein Bild ist auf vielen Werbeplakaten zu sehen. Man habe ihn schon als den bekanntesten Deutschen in Polen bezeichnet (?natürlich erst nach dem Papst?), so Möller. Seine Erfahrungen hat er in einem Buch unter dem Titel ?Viva Polonia ? Als deutscher Gastarbeiter in Polen? zusammen gefasst. Nicht wenige Zuhörer reihten sich anschließend gern in die lange Schlange ein, um von dem Autor eine Widmung zu erbitten. (red) Foto 1: ?Ich bin schon halb polonisiert?, bekannte Steffen Möller während seine Auftritts im Forum der Grundschule Süd. Foto 2: Gefragt waren Widmungen des Buches ?Viva Polonia ? Als deutscher Gastarbeiter in Polen?. eingetragen: 28.04.2008 - 10:24 Uhr |
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