Oerlinghausen

Ein ?Haus auf dem Atlantik?
Gabriele Undine Meyer im Kunstverein Oerlinghausen

?Ich baue ein Haus auf dem Atlantik? ist der Titel einer raumbezogenen Installation, die die Bielefelder Künstlerin Gabriele Undine Meyer eigens für den Kunstverein Oerlinghausen geschaffen hat. Die Ausstellung wurde am vergangenen Sonntag mit einer Einführung von Gisela Burkamp eröffnet. Die Künstlerin bezieht sich mit ihrer Arbeit auf ein Zitat der jüdischen Gelehrten Hannah Ahrendt.
Als die Zuschauer die Synagoge betraten, sahen sie auf dem Boden ein Feld von Holzbrettern aus Abbruchhäusern. Zerbrochen, zerschlagen und wie hingeworfen wölbt sich das Bretterfeld und flacht wieder ab. Auf diesem unsicher anmutenden Untergrund stehen kleine blau- schwarze Häuser. Manche von ihnen halten sich auf schiefen Ebenen, einige sinken fast in sich zusammen. Die Oberfläche der Häuser mutet an wie Blei oder Asphalt. Die gesamte Installation wirkt instabil und unruhig. Im Chaosfeld der Abbruchbretter erscheinen die Häuser fragil und verloren wie ein hilflos trotziger Versuch der Selbstbehauptung. Die Häuser bieten den Betrachtern Identifikation an und ziehen wechselnde Gefühle von Sorge, Angst, Mut und Hoffnung auf sich.
Im Untergeschoss der Synagoge zeigt Gabriele Undine Meyer ein Plakat, das sie als Edition eigens für diese Ausstellung geschaffen hat. Hier bezieht sie den scheinbar absurden Satz ?Ich baue ein Haus auf dem Atlantik? auf den verzweifelten Versuch sogenannter ?boat people?, der unerträglichen Armut in ihren Heimatländern über das Meer in die reichen westlichen Länder zu entfliehen. Auch Hannah Arendt musste 1933 vor den Nazis fliehen. Sie war bis
zum Erhalt der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1951 staatenlos und damit jahrelang in einem Status völliger Rechtlosigkeit. ?Vielleicht bezeichnet Arendts Satz diese Lage, die heute viele Flüchtlinge erleiden müssen?, meint Gabriele Undine Meyer zu ihrer Installation.
Die aus Heilbronn gebürtige Künstlerin lebt und arbeitet seit 1996 in Bielefeld. Zu ihren Lehrern gehörten unter anderem Marie- Jo Lafontaine und Marina Abramovic. Meyer war elf Jahre lang Mitglied des Bielefelder Künstlerhauses Artists Unlimited e.V. und hatte zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland. Seit 1986 erhielt sie zahlreiche Lehraufträge für internationale Kulturinstitute. (red)

Foto 1: Die Künstlerin Undine Meyer ist in Heilbronn geboren und lebt nun in Bielefeld.

Foto 2: Auf den ersten Blick sehen die Besucher ein Feld von Holzbrettern, die Künstlerin bezieht sich auf ein Zitat von Hannah Ahrendt.



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eingetragen: 29.10.2007 - 15:35 Uhr