Bielefeld-Lämershagen

Verein für Dorfgeschichte Ubbedissen-Lämershagen e.V.
Plattdeutscher Abend mit lippischem Pickert

Immer im Mai lädt der Verein für Dorfgeschichte Ubbedissen-Lämershagen e.V. zum traditionellen plattdeutschen Abend ein. Wenn auch im Laufe der Jahre das Interesse am Plattdeutschen in der Bevölkerung zurückgegangen ist, so gibt es in den Heimatvereinen doch noch Menschen, die platt sprechen, zumindest aber platt verstehen können.
Früher war das Plattdeutsche die ?Arbeitssprache? auf dem Lande. Sie war nicht blumenreich oder verschnörkelt, wie man es dem Französischem nachsagt, nein kurz und knapp, aber doch herzlich, wurde platt gesprochen. Dabei gab es durchaus regionale Varianten; das Jöllenbecker Platt klang anders als das aus der Senne, das Oldentruper anders als das Lipper Platt.
Bis in die 50er - 60er Jahre wurde auch in Ubbedissen noch plattdeutsch gesprochen und verstanden. Vielleicht war es das Fernsehen, das dazu beigetragen hat, dass diese Mundart ziemlich in Vergessenheit geriet. Für einige Landstriche gilt das nicht ? man denke an Bayern oder Niedersachsen, hier hat das Fernsehen durch die Ausstrahlung fröhlicher und deftiger Theaterstücke zur Pflege der Mundart beigetragen, wenn auch deutlich ?eingehochdeutscht?. Ilse Rosemeyer, Herbert Schröder und Friedel Köppe gestalteten den plattdeutschen Abend im Heimatverein Anfang Mai. Zur Einstimmung wurde zunächst Pickert gereicht, von Ingrid Ziermann gebacken und mit leckerem Aufstrich dargeboten. Ein geeignetes Pickert-Rezept, von Ilse Rosemeyer ins plattdeutsche übersetzt, gehörte natürlich dazu. Bei den sprachlichen Darbietungen drehte sich dann alles um den Wonnemonat Mai. Es sind immer recht lustige, manchmal derbe Geschichten, die man in der plattdeutschen Literatur finden kann, oft genug mit einem Hauch von Nachdenklichkeit. Natürlich gibt es für die Zuhörer ?Übersetzungshilfen?, denn auch trainierte LeserInnen finden manchmal Vokabeln, die auch sie nachschlagen müssen.
Und so haben die Gäste gelernt, dass Hefe auf plattdeutsch Chest heißt, dass schille Chest aber Graupen sind und dass man zu Geschwüren Pinnschwern sagte oder dass man Würmer meinte, wenn von Mieke die Rede war. Kurzum, plattdeutsche Veranstaltungen sind auch lehrreich! Aber nicht nur das: im Verein für Dorfgeschichte sind sie darüber hinaus durchaus lustig, bisweilen tiefsinnig, nie langweilig und zu guter letzt gelegentlich auch nahrhaft.

Rezept für Kastenpickert (auf Platt)
3 Pund Mäll
10 ? 12 dicke Kartuffel (richtige Knüwe)
2 Teuleppel Soult
2 Teuleppel Sucker
¼ Liter Melke
5 ? 6 dicke Eier
vo 10 Pennje Chest, Rosuinen no Geschmack
Dä Kartuffel ruiben, dän Chest met Sucker in der warmen Melke ublösen.
Dä chanzen Zutaten in eunen grauden Emaljekump tohauperöhern, so lange warmstellen, bet dat Röersel sick voduwelt hät, richtig dürwullaken und in eune chraude Kastenform füllen.
Bui 180 ? 200 Chrod ca. 1½ Stunne backen.
Affkuilt in Schuiben schnin un met Boddern dürbron.
Geon Appetuit! (red)



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eingetragen: 12.05.2007 - 11:19 Uhr