Leopoldshöhe

Vor dem Ökumenischen Kirchentag
Vorpremieren für das Musical ?Das Wasserkartell? in Leopoldshöhe

Oerlinghausen/Leopoldshöhe (gs). 58 überwiegend junge Menschen aus Oerlinghausen nehmen sich vor, gemeinsam ein Musical zu schreiben, die Musik zu komponieren und einzustudieren. Die Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde St. Michael und der ev.-ref. Kirchengemeinde Helpup wollen es auf dem Ökumenischen Kirchentag in München aufführen. Was zunächst phantastisch klingt, wurde tatsächlich verwirklicht. Das Ergebnis erlebte in der neuen Aula in Leopoldshöhe zwei Vorpremieren. Für ihre überzeugende Leistung wurden die Mitwirkenden von einem begeisterten Publikum gefeiert.
Das Stück rüttelt auf ? durch mitreißende, eindringliche Musik, aber auch durch seine Botschaft, das wichtige, immer knapper werdende Lebensmittel Wasser nicht skrupellosen Geschäftemachern zu überlassen. In seiner Dramatik spricht ?Das Wasserkartell? die Gefühle an: Da werden einerseits die wirtschaftlichen Strukturen offen gelegt, andererseits wird eine sehr persönliche Geschichte zwischen einem führenden Vertreter des Kartells und einer kritischen Journalistin erzählt. Niko (gespielt von Robert Kießling) und Hannah (Anne Westerheide) stehen sich anfangs recht gegensätzlich gegenüber. Im Laufe des Stücks gelingt es Niko, sich von den kriminellen Praktiken loszusagen. Anschließend kommen sich die beiden Protagonisten auch privat näher.
Doch bis dahin erleben die rund 400 Zuschauer in der vollbesetzten neuen Aula in Leopoldshöhe zwei Stunden voller Spannung. Die Mitglieder des Kartells denken sich noch wirkungsvollere Methoden aus, wie sie den Absatz von ?Pure Water? weiter steigern können. Schlichtes Leitungswasser wird wie eine Partydroge in Discos verkauft. ?Den Menschen fehlt es an Zuneigung, Liebe und Glauben ? und an Wasser?, lautet die Erkenntnis. Das kriminelle Kartell zieht daraus die Schlussfolgerung: ?Klar, deswegen verkaufen wir den Menschen ja das Wasser?. Während die meisten jungen Leute darauf reinfallen und ihr Geld bereitwillig hergeben, geht Hannah von vornherein auf kritische Distanz. Sie wehrt sich gegen den Grundsatz, dass Geld die Welt regieren soll. Sie möchte, dass Liebe und Zuneigung unter den Menschen die Oberhand gewinnen, denn das entspricht ihrem Glauben an Gott.
?Das Wasserkartell? ist voller Dynamik und alles andere als langweilig. Ob die Szenen in der Disco spielen oder im inneren Zirkel des Kartells, beim Tanzen oder beim Duett ? den Darstellern gelang es, die spannungsgeladene Botschaft ebenso lebendig und intensiv mitzuteilen. Selbst die kleinen Mikrofonaussetzer zu Beginn wurden routiniert überspielt. Und auch stimmlich boten die jugendlichen Mitwirkenden reife Leistungen. Sie wurden durch den zwanzigköpfigen Chor unterstützt, der dezent hinter einem Vorhang platziert war, sich aber keineswegs zu verstecken brauchte.
Neben den optischen Eindrücken überzeugte ?Das Wasserkartell? vor allem durch die sehr vielseitigen Musikstücke. Alfons Haselhorst ist es gelungen, Kompositionen in ?Ohrwurm-Qualität? zu schaffen. Sie reichen von ausgelassenen Hip-hop bis zur Ballade, vom frechen Song bis zum einfühlsamen Stück für Solostimme. Der frische, jugendliche Gesamteindruck wurde nicht zuletzt durch die 13 Bandmitglieder hervorgerufen, die wie alle übrigen Mitwirkenden ihren Part live beisteuerten. Unter der Leitung von Alfons Haselhorst und Mike Röttgen wurde das Musical dem eigenen, hohen Anspruch mehr als gerecht. Angelehnt an das Motto des Ökumenischen Kirchentages mündete es in dem gemeinsam gesungenen Schlusslied ?Damit ihr Hoffnung habt; Liebe, Vertrauen, Leben, Hoffnung?.
Die 58 Mitwirkenden haben eine enorme Gemeinschaftsleistung vollbracht. ?In der achtmonatigen, intensiven Probenphase hat sich die Gruppe unglaublich entwickelt?, sagte Mike Röttgen, ?alle Beteiligten sind sehr über sich hinaus gewachsen?. (red)



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eingetragen: 15.05.2010 - 10:15 Uhr