Oerlinghausen

?Tag des offenen Denkmals? in Oerlinghausen
45 Interessenten wollten die ?Orte des Genusses? sehen

(gs). Ausgesprochen groß war das Interesse der Oerlinghauser am ?Tag des offenen Denkmals?. 45 Personen nahmen an einer Führung teil, um mehr über die Geschichte der Bergstadt zu erfahren. Das bundesweit vorgegebene Thema lautete ?Orte des Genusses?.
Heimatforscher Werner Höltke und Jürgen Lüking von der Fachstelle Baugestaltung und Denkmalpflege im Lippischen Heimatbund führten die Gruppe eineinhalb Stunden durch die Innenstadt ? quasi von einem Denkmal zum anderen. Dabei wurde deutlich, dass Oerlinghausen in früheren Zeiten wesentlich mehr Gaststätten aufwies als heute. Einheimische, aber auch die zahlreichen Gäste von außerhalb schätzten die Einkehrmöglichkeiten. Vor mehr als 100 Jahren entwickelte sich das Dorf zum Luftkurort. Gezielt wurde um Gäste, die sogenannten Sommerfrischler, geworben. Auf einer Werbeanzeige von 1910 ist das Stadthotel dargestellt: Vor dem damaligen ?Hotel Stadt Bremen? sind Menschen in festlicher Kleidung und Kutschen abgebildet, sogar ein Auto ist zu erkennen. ?Die Botschaft dieses Bildes lautet: Oerlinghausen ist ein mondäner Ort?, erläuterte Lüking.
Nicht ganz so vornehm ging es in den zahlreichen Kneipen im Ort zu. ?In die Gaststätte von August Reuter kamen die einfachen Leute nach der Arbeit?, wusste Höltke zu berichten. Die heutige ?Altdeutsche Bierstube? war ursprünglich das Wohnhaus eines Zigarrenhändlers. Dann wurde ein kleiner Saal angebaut, um auch Getränke und Speisen anzubieten. Die Gaststätte ?Zum wilden Jäger? existiert nicht mehr, heute ist hier das St. Hedwigsheim untergebracht. Im Gebäude der einstigen Gaststätte Bremer befinden sich heute Wohnungen und Läden. ?Der Saal war sehr niedrig?, so Werner Höltke, ?bei Lustbarkeiten mussten die Leute immer gebückt tanzen?. Die Gaststätte sei vor allem von den Arbeitern der zahlreichen Fabriken in Oerlinghausen gern aufgesucht worden. In der späteren Eisenwarenhandlung wurden dann Schrauben und Nägel verkauft, aber auch dieses Kapitel ist bereits wieder abgeschlossen.
Ein anderer ?Ort des Genusses? ist eng mit der Geschichte Oerlinghausens verknüpft: Das heutige Bürgerhaus war ursprünglich eine Brauerei. In dem Gebäude aus dem Jahr 1854 sind noch ein Brunnen und ein Felsenkeller zur kühlen Lagerung des Bieres erhalten. Bereits 1880 musste die Brauerei aufgegeben werden, da die Konkurrenz aus den Nachbarstädten wie Detmold und Herford stärker wurde. 1913 hat die Stadt das Gebäude erworben. Es diente bereits als Kino und als Museum. Nach einem Umbau entstand 1989 das Bürgerhaus.
Um Oerlinghausen als Luftkurort und ?Sommerfrische? bekannt zu machen, gab der Verschönerungsverein um 1910 eine 50 Seiten starke, bebilderte Broschüre heraus. Zum ?Tag des offenen Denkmals? hat die Druckerei Paul Oster einen Nachdruck hergestellt. Das Faksimile besitze ?eine super Qualität? meinte Jürgen Lüking, der das Original zur Verfügung gestellt hatte. Einige Exemplare des Heftes sind noch zum Preis von 5 Euro erhältlich.
In dem Heft heißt es unter anderem: ?Reiche landschaftliche Abwechslung bietet die nächste und weitere Umgebung, mag nun der Spaziergänger auf Bergeshöhe steigen oder auf schattigen, reizvollen Talpfaden wandeln. In unmittelbarer Nähe finden sich manche lauschige Plätzchen zum Atmen reiner erquickender Waldluft, schöne Aussichtspunkte, gut gepflegte Wege mit Bänken zum Ausruhen...?
Das Fazit lautete: ?So vereinigt Oerlinghausen in sich alle Vorzüge einer landschaftlich hervorragenden Sommerfrische, ohne in Bezug auf Preise große Anforderungen an den Geldbeutel zu stellen. Wer Ruhe und Erholung sucht, wer dem Getriebe der Städte, sei es auch nur auf Stunden oder Tage, entfliehen möchte, wer ein offenes Auge hat, für die hehren Schönheiten der großzügigen Bergwelt und die intimen Reize idyllischer Talgründe, der wird in Oerlinghausen gern verweilen?. (red)

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eingetragen: 20.09.2009 - 10:48 Uhr